War­um ist C der ers­te Ton?

Fra­ge aus der Face­book­grup­pe 432 Hertz: 1 Hertz ist defi­niert als Ton C. Hat jemand eine Erklä­rung, war­um die­ser als Ton C bezeich­net wird, resp. auf was das zurück­geht?
Rudolf Stei­ner sag­te ja, C ist immer Prim, also der Ers­te. Aber das Alpha­bet beginnt mit dem Buch­sta­ben A. Wäre es denn nicht nahe­lie­gend, wenn jetzt die­ser Ers­te Ton von 1 Hertz A heis­sen wür­de statt C? Dann wür­de die Ton­lei­ter auch dem Alpha­bet fol­gen: A, B (H), C, D, E, F, G.

Da ich das nicht beant­wor­ten konn­te und auch wei­ter­hin nicht kann, habe ich das Netz gefragt und dies gefun­den:

Unse­re Noten­be­zeich­nun­gen haben ihre Ursprün­ge im anti­ken Grie­chen­land, wo die sie­ben Stamm­tö­ne mit den ers­ten sie­ben Buch­sta­ben des grie­chi­schen Alpha­bets bezeich­net wur­den, also Alpha, Beta, Gam­ma usw.Später tra­ten an Stel­le der grie­chi­schen Buch­sta­ben die latei­ni­schen Buch­sta­ben A B C D E F G für die nicht erhöh­ten und nicht ernied­rig­ten Töne einer Ton­lei­ter, wobei das B spä­ter durch das H ersetzt wur­de (im anglo­ame­ri­ka­ni­schen Raum blieb es beim B.


Die­ses Sys­tem, das zunächst in Byzanz in Gebrauch war, lös­te im Abend­land das unter Papst Gre­gor gebräuch­li­che Neu­men­sys­tem ab (nur vier Lini­en, den Noten ist kei­ne bestimm­te Ton­hö­he zugeordnet).Allerdings wur­den auch schon bei der Neu­men­schreib­wei­se den Lini­en Noten­be­zeich­nun­gen vor­an­ge­stellt. So wur­de die obers­te Linie dem Ton C zuge­ord­net (viel­leicht, weil es bei den gre­go­ria­ni­schen Gesän­gen sel­ten höher hin­auf ging — das ist aber nur eine Ver­mu­tung von mir — außer­dem war die Ton­hö­he auch eines bestimm­ten Tones noch nicht so fest­ge­legt wie heu­te: Kam­mer­ton a: 440 Hz, im Barock: 415 Hz).

Spä­ter — als die Noten­schrift auf fünf Lini­en ein­ge­führt wur­de, leg­ten soge­nann­te Noten­schlüs­sel fest, auf wel­cher Linie wel­cher Ton liegt. So legt der bekann­tes­te Noten­schlüs­sel, der Vio­lin­schlüs­sel, die zwei­te Linie von unten als Linie für den Ton G fest.Nun ist das C nicht unbe­dingt der ers­te Ton einer Ton­lei­ter, son­dern nur der ers­te Ton einer bestimm­ten Ton­lei­ter — näm­lich C‑Dur. Als unser Ton­sys­tem ent­stand, gab es ins­ge­samt sie­ben unter­schied­li­che Ton­lei­tern: die ioni­sche, dori­sche, phry­gi­sche, lydi­sche, mix­oly­di­sche, äoli­sche und lok­ri­sche (nach grie­chi­schen Land­schaf­ten benannt).

Sie unter­schei­den sich dadurch, daß sie jeweils mit einem ande­ren Stamm­ton begin­nen und dabei kei­ne erhöh­ten oder ernied­rig­ten Töne ver­wen­den (auf dem Kla­vier sind sie nur auf den wei­ßen Tas­ten zu spielen).Beginnst Du mit C, hast Du die ioni­sche Ton­lei­ter (unser C‑Dur), mit D beginnt die dori­sche, mit E die phry­gi­sche usw. wobei auf irgend­wel­che Kreuz­chen oder Be-chen ver­zich­tet wird. Phry­gisch E ist also

E F G A H C D E

und hat somit die Halb­ton­schrit­te zwi­schen dem ers­ten und zwei­ten sowie dem fünf­ten und sechs­ten Ton.

Die Ton­lei­ter A H C D E F G A ist nach die­sem Sys­tem die äoli­sche und ent­spricht unse­rem Moll. Hier ist eben das A der ers­te Ton.

Daß bei der Dur-Ton­lei­ter gera­de die Ton­lei­ter, die mit dem C beginnt, kei­ne Vor­zei­chen benö­tigt, liegt dar­an, daß die natür­li­chen Halb­ton­schrit­te E‑F und H‑C genau dann — wie bei einer Dur-Ton­lei­ter gefor­dert — zwi­schen der 3. und 4. bzw. 7. und 8. Stu­fe lie­gen, wenn man mit dem Ton C beginnt. Irgend­ei­ne Vor­rang­stel­lung des C ist dar­aus aber nicht abzu­lei­ten.

Bei der Gitar­re ist der ers­te Ton z.B. das E, bei der Vio­li­ne das G, bei der Alt­block­flö­te das F, eine Har­fe ist gar in Ces-Dur gestimmt.

Wel­chen Ton Du dem­nach als ers­ten betrach­test, hängt schlicht und ein­fach von der Ton­art ab, in der ein Stück geschrie­ben ist, oder von der Wahl Dei­nes Musik­in­stru­men­tes.
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