Erz­engel Micha­el

“Es ist im All­ge­mei­nen immer schwie­rig, zu den Men­schen der Gegen­wart von die­sen tie­fe­ren Zusam­men­hän­gen zu spre­chen, weil die­se so ener­gisch abwei­sen das­je­ni­ge, was gera­de hel­fen wür­de, die­se Gegen­wart in der rich­ti­gen Wei­se zu ver­ste­hen und in der rich­ti­gen Wei­se han­delnd in sie ein­zu­grei­fen.

Unse­re Zeit macht wirk­lich not­wen­dig, sich von alten Vor­ur­tei­len los­zu­sa­gen, macht not­wen­dig, das­je­ni­ge, was ist, auch zum Ver­ständ­nis zu brin­gen, auch ins Bewusst­sein her­auf­zu­ru­fen. Und es gesche­hen ein­mal Din­ge unmit­tel­bar hier auf dem phy­si­schen Plan, die in ihrer Art viel geis­ti­ger sind als sonst Gescheh­nis­se. Das aber hängt zusam­men mit dem Her­ab­stei­gen des Erz­engels Micha­el in unse­re Erden­re­gi­on.

Es spre­chen ja vie­le von die­sem Her­ab­stei­gen des Erz­engels Micha­el in unse­re Erden­re­gi­on. Aber wenn es im Ernst dar­auf ankom­men soll­te, die­se Sache mit ihrem wahr­haf­ti­gen Hin­ter­grun­de zu neh­men, dann gehen die Leu­te nicht mit, dann wol­len sie nicht mit­ge­hen!

Das aber ist gera­de not­wen­dig, dass in immer brei­te­ren und brei­te­ren Krei­sen unse­rer Zeit spi­ri­tu­el­les Ver­ständ­nis der wich­tigs­ten Impul­se unse­res Zei­ten­le­bens Platz grei­fe. Des­halb war es schon durch­aus not­wen­dig, was ja die gan­zen Jah­re her in unse­ren Zweig­ver­samm­lun­gen gesche­hen ist, dar­auf auf­merk­sam zu machen, dass der Strom der Ereig­nis­se, der vom Geis­te her so stark beein­flusst wird in unse­rer Zeit, nicht ver­schla­fen wer­de. Und das Ver­schla­fen der Ereig­nis­se, das ist gera­de­zu ein Grund­zug unse­rer Zeit.

Die Men­schen gehen wie schla­fend an den Ereig­nis­sen vor­bei, und man konn­te die Beob­ach­tung machen, dass ein Ereig­nis, je ein­schnei­den­der, je tief­be­deut­sa­mer es her­ein­tritt auf den phy­si­schen Plan, des­to mehr von den Men­schen ver­schla­fen wird.”

Aus:
Rudolf Stei­ner am 13.09.1914 in der GA 174 a („Mit­tel­eu­ro­pa zwi­schen Ost und West“), S. 229 ff.


Micha­el (hebr. מיכאל; arab. ميكائيل/ميكا „Mika’il/Mikaal“; zu deutsch: „Wer ist wie Gott?“) ist der vier­te der vier füh­ren­den Erz­engel und trägt das flam­men­de Schwert. Er ist der Bezwin­ger Satans und wägt die See­len am Tag des Jüngs­ten Gerichts. Das Feu­er ist sein Ele­ment, sei­ne Far­be ist rot.


„Gewiß, Sie wer­den in kei­nem hebräi­schen Lexi­kon die Über­set­zung die­ser Wor­te so fin­den, aber wenn man sich ein­lebt in das, was gemeint war, so müß­te man die alten hebräi­schen Wor­te mit die­sen Wor­ten heu­te eigent­lich über­set­zen, und zwar so, daß Gott­schau­er ganz das­sel­be in unse­rer Spra­che bedeu­tet wie Micha­el;

Gott­wol­ler ganz das­sel­be bedeu­tet wie Rapha­el. Wäh­rend wir in der phy­si­schen Welt wir­ken durch unse­re drei See­len­kräf­te, wir­ken die Wesen der höhe­ren Hier­ar­chien durch Wesen­hei­ten sel­ber.

Indem wir wir­ken durch Vor­stel­len, Füh­len, Wol­len, wirkt ein Gott durch Micha­el, Gabri­el und Rapha­el. Und das bedeu­tet für einen Gott das­sel­be: Ich wir­ke durch Micha­el, Gabri­el, Rapha­el, – was für unse­re See­le bedeu­tet: Ich wir­ke durch Den­ken, Füh­len und Wol­len.“ (Lit.:GA 272, S. 203)


In den 1947 ent­deck­ten Schrift­rol­len vom Toten Meer wird Micha­el als „Fürst des Lichts“ bezeich­net, der die Heer­scha­ren Got­tes gegen die Mäch­te des Bösen unter Beli­al führt. Auch trägt er dort den Titel „Vize­kö­nig des Him­mels“.

Die Schrift­rol­len vom Toten Meer (eng­lisch: Dead Sea Scrolls) oder Qum­ran-Hand­schrif­ten sind eine Grup­pe von anti­ken jüdi­schen Tex­ten, die aus elf Höh­len nahe der archäo­lo­gi­schen Stät­te Khir­bet Qum­ran im West­jor­dan­land stam­men.


„Als Josua bei Jeri­cho war und die Augen erhob, schau­te er und sie­he: Ein Mann stand vor ihm, mit einem gezück­ten Schwert in der Hand. Josua ging auf ihn zu und frag­te ihn: Gehörst du zu uns oder zu unse­ren Fein­den? Er ant­wor­te­te: Nein, ich bin der Anfüh­rer des Hee­res des Herrn.“ (Jos 5,13–15)

„Und es ent­brann­te ein Kampf im Him­mel: Micha­el und sei­ne Engel kämpf­ten gegen den Dra­chen. Und der Dra­che kämpf­te und sei­ne Engel, und er sieg­te nicht, und ihre Stät­te wur­de nicht mehr gefun­den im Him­mel. Und es wur­de hin­aus­ge­wor­fen der gro­ße Dra­che, die alte Schlan­ge, die da heißt: Teu­fel und Satan, der die gan­ze Welt ver­führt. Er wur­de auf die Erde gewor­fen, und sei­ne Engel wur­den mit ihm dahin gewor­fen.“ (Off 12,7–9)


Michael als Seelenwäger (Altar des Jüngsten Gerichtes im Hôtel-Dieu in Frankreich)
Micha­el als See­len­wä­ger (Altar des Jüngs­ten Gerich­tes im Hôtel-Dieu in Frank­reich)

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